Planbar

Hast Du Dich schon mal in Deinen Plänen verheddert? Vielleicht sogar beim Aufräumen und Sortieren? Du kennst das bestimmt, dass es in Deinem Leben irgendeinen Punkt gibt, der Dich gerade stört und den Du auf Vordermann bringen willst.

Vielleicht hast Du gerade die Idee, MinimalistIn werden zu wollen. Dazu hast Du Dir vorgenommen, Dein Hab und Gut dahingehend zu überprüfen, ob Du es behalten willst oder nicht. Möglicherweise hast Du Dich ein wenig informiert und Dir eine Strategie zurechtgelegt. Weil Du genau weist, dass Du an der einen oder anderen Stelle immer wieder einmal gescheitert bist, hast Du Dir diesmal einen Plan gemacht. Du hast ein paar Ziele aufgeschrieben und die meisten sogar inzwischen erreicht. Und trotzdem ist der Weg zum Minimalisten noch weit.

Die Problemstellung

Du hast übersehen, dass Du versucht hast, Deine Fragen quasi schwarzweis zu beantworten: Behalten? Ja oder nein? Es gibt Dinge, bei denen fällt Dir die Entscheidung schwer oder es ist damit eine Vorarbeit verbunden, die gerade nicht in Deinen Zeitplan passt.

In Deinem Plan hast Du auch festgelegt, ob Du das eine oder andere Ding loswerden willst. Dann kommt Dir der Gedanke: was nicht wirklich Müll ist, könntest Du verkaufen oder verschenken. Der Umwelt zuliebe, weil jemand damit noch was anfangen kann oder weil Du damit etwas neues finanzieren willst. Es wird immer mehr, das Du Dir da aufgehalst hast. Das stand nicht in Deinem Plan.

Dann fällt Dir hier noch was auf und da kommt noch ein größeres Problem auf, das Du lösen willst. So vergeht die Zeit und weil Du Dich auch noch um ein paar Nebenschauplätze kümmerst, kommst Du bei weitem nicht so schnell voran, wie Du Dir das vorgestellt hast.

Eigentlich hattest Du vielleicht vor, Dein Leben auf ein neues Level zu heben, indem Du Dich selbständig machst. Du wolltest Dir nur etwas Freiraum schaffen, weil Dir aufgefallen ist, dass Du zu sehr von den Dingen um Dich herum abgelenkt wirst.

Steine im Weg

Manche Menschen sind so stur, die lassen sich von nichts und niemandem aufhalten. Die machen einfach ihr Ding und fertig ist die Laube. Diese Menschen werden auf dieser Seite vermutlich keine Hilfe suchen, sondern allenfalls wissen wollen, wie andere das sehen. Vielleicht.

Du bist in einem Umfeld aufgewachsen, das Dich geprägt hat und das wirst Du auch in Zukunft kaum verhindern können. Ok, Du kannst Dich in die Einöde verziehen. Wenn Du geschäftlich etwas erreichen willst, kommst Du an Interaktion mit anderen Menschen kaum vorbei. Dann ist eben das Dein Umfeld, das Dich prägt.

„Das Umfeld“, die Menschen, mit denen Du Dich umgibst, bestimmen stärker als Du denkst, was Du tust. Je älter Du wirst, umso stärker wird auch dieser Effekt. Du hast eine Familie, einen Freundeskreis und alles wollen nur das Beste für Dich. Wenn Du bisher in einem Kreis unterwegs warst, der nur mit sehr kleinen Einkommen rechnet, wirst Du mit der Idee, Millionär werden zu wollen, allenfalls einen Tipp für den nächsten Lottoschein oder die beste Strategie beim Glücksspiel bekommen.

Meine Mutter hat einige Male erfolgreich verhindert, dass ich etwas mache, das mir Spaß macht. Natürlich wäre ein gewisses Risiko dabei gewesen, aber hier gilt unbedingt die Weisheit, dass „wer nicht wagt, der nicht gewinnt.“ So lautete vor vielen Jahren die Überschrift zu einer Geschichte in einem „Lustigen Taschenbuch“ aus dem Walt Disney Verlag. Dagobert Duck ging ein Risiko ein und als Sieger aus der Nummer hervor. Nur, weil das in einem Comic-Heft zu lesen war, ist das noch lange nicht falsch. Henry Ford würde Dir das bestätigen oder Steve Jobs. Elon Musk wird dem natürlich zustimmen, Richard Branson und Jeff Bezos ebenfalls.

Hast Du den Film „Bohemian Rhapsodie“ gesehen, in dem die Geschichte der Rockband Queen beschrieben wird? Lass uns nicht darüber diskutieren, ob die Abläufe und Einzelheiten sich auch so zugetragen haben. Lass uns nur eine einzige Szene aus dem Film nehmen, die sich tatsächlich so abgespielt haben könnte: der Chef der Plattenfirma, bei der Queen unter Vertrag waren, wollte neue Musik von Queen und es sollte Musik sein, wie sie ohnehin ständig im Radio zu hören war: mittelklassiger Dümpelkram, der irgendwo mitschwimmen würde. Ein relativ sicherer Kandidat für einen Platz in den Top 10. Freddie Mercury stellte dem Plattenboss den Titel „Bohemian Rhapsodie“ vor. Über sechs Minuten für eine Single, das gab es noch nie! Single? Das waren damals meist schwarze, runde Vinyl-Scheiben (eine Art Plastik), auf der in Wellenform die Toninformationen eingraviert waren. Die Single enthielt üblicherweise auf ihren beiden Seiten je ein Lied und hatte einen Durchmesser von sieben Zoll, so ungefähr 18 Zentimeter und war zwei oder drei Millimeter dick.

Freddie Mercury stellte den Song vor, der mindestens vier verschiedene Musikrichtungen in einem einzigen, sehr langen Titel vereinte. Der Plattenboss war dagegen, Queen beharrten darauf. Queen wechselten das Tonstudio und der Plattenfirma entging eines der besten Geschäfte aller Zeiten.

Queen wechselten das Umfeld. Wären sie bei der Plattenfirma geblieben, hätten sie sich fügen müssen und vielleicht nie den Erfolg gehabt, den dieser Titel mit ausgelöst hat. Oliver Kahn, einstiger Nationaltorwart Deutschlands, hatte die richtigen Worte dazu zur Hand: „Eier! Wir brauchen Eier!“

Henry Ford machte nicht nur die Fließbandarbeit gesellschaftsfähig, auch der V8-Motor geht auf sein Konto. Seine Ingenieure erklärten ihm, dass es unmöglich sei, so etwas zu bauen. Seine lapidare Antwort: „Ok, dann bauen Sie ihn.“ Ja, die Story war etwas länger und ein lautstarker Wortwechsel mit Androhung von Arbeitsplatzverlust und anderen Repressalien sollen auch dabei gewesen sein. Am Ende gab es diesen Motor.

Steve Jobs wurde fassungslos gefragt, was denn die Menschen mit einem Telefon ohne Tasten sollten. Jeder ging davon aus, dass Tasten das A und O an jedem Telefon sind. Das ist gerade einmal 15 Jahre her. Hätte er sich der allgemeinen Meinung gefügt, wäre zumindest 2007 das iPhone nicht vorgestellt worden. Kannst Du Dir heute noch eine Welt vorstellen, in der Du nicht alle Musik der Welt, jede verfügbare Information und all Deine Freunde zu jeder Zeit an fast jedem Ort ab- und anrufen kannst? Und das aus Deiner Hosentasche heraus?

Richard Branson flog mit einem Heißluftballon durch den Jetstream. Über 300km Windgeschwindigkeit in 10km Höhe. Ungefähr. Undenkbar. Elon Musk hat mit Tesla eins der erfolgreichsten Software-Unternehmen weltweit gegründet. Was? Tesla Software? Ja. Die E-Autos sind ein Nebenprodukt. Ok, sie waren auch ein Ziel, weil es sich mit Software eben machen ließ, aber weder die Firma noch der Chef sind ein Autobauer an sich, sondern in der IT zuhause und bauen um ihre Produkte eben noch ein paar Dinge drumherum.

Nochmal Elon Musk: Wiederverwendbare Weltraumraketen. Elon Musk, nicht die NASA oder die Chinesen, Russen oder gar Deutsche. Ein Privatmensch mit den richtigen Ideen. Wer tiefer in diesem Thema drin ist: ja, ich kenne die Diskussion darüber, ob die Wiederverwendung überhaupt sinnvoll ist, weil das Abbremsen beim Rückweg irre Mengen CO² produziert. Darum geht es hier aber nicht.

All diese Menschen, und da gibt es seitenweise mehr davon, besitzen entweder die Sturheit, ihre eigenen Gedanken über die Meinung vom Rest der Welt durchzusetzen oder haben in ihrem Umfeld Menschen, die sie in ihren Ideen bestärken oder sogar dafür verantwortlich sind.

Niemand sagt, dass all diese Versuche gleich beim ersten oder zweiten Versuch funktioniert haben. Im Gegenteil, es hat mit Sicherheit alles erst einmal Millionen oder gar Milliarden Dollar gekostet, das alles auf die Beine zu stellen. Bei Elon Musk und Steve Jobs ist es relativ einfach nachvollziehbar: Steve Jobs kam aus gutbürgerlichem Haus, hatte ein paar Freunde, mit denen er ein paar Dollar investiert hat und der Rest war viel große Klappe, Risiko und erstklassige Vertriebsarbeit. Elon Musk stammt aus Südafrika, wurde als Kind gemobbt und schrieb als Zwölfjähriger bereits Programme, die er verkaufen konnte. Über verschiedene Zwischenstationen, unter anderem Paypal, wurde er zu dem, als den wir ihn heute kennen.

Eine:r alleine

Eine gern genommene Ausrede vieler erfolgsloser Menschen ist, dass eine:r alleine doch nichts erreichen kann. Wenn ich jetzt einige Namen nenne, wirst Du vielleicht denken, dass die doch alle mit großem Brimborium und in Saus und Braus leben. Heute oder zu ihren Lebzeiten ist das wohl richtig. Ihre Anfänge allerdings waren einsam oder gegen allgemeines Denken. Diese Menschen haben etwas aus sich selbst heraus erreicht, das vorher als nicht möglich galt:

  • Dieter Günter Bohlen, BWL-Student aus Ostfriesland. Dieter Bohlen, Pop-Titan.
  • Raymond Albert („Ray“) Kroc, mittelmäßiger Verkäufer von Pappbechern und Mixern (Milkshake-Maschinen) aus Illinois. Im Alter von 52 Jahren Gründer der McDonalds-Kette.
  • Heinz Georg Kramm, Zahnarztsohn, Halbweise, ausgebildeter Bäcker. Heino, Sänger.
  • Stephen Edwin King, Sohn einer alleinerziehenden Mutter um 1950, Englischlehrer. Stephen King, Romanautor.
  • Walter Elias Disney, Bauunternehmersohn aus Illinois, Amateurkabarettist und Werbezeichner. Walt Disney, Gründer des gleichnamigen Medienkonzerns.
  • Harland David Sanders aus Indiana, Halbwaise, Eisenbahnheizer, Versicherungsmakler, Tankstellenbetreiber. Gründer von Kentucky Fried Chicken (KFC).
  • Greta Tintin Eleonora Ernman Thunberg, Tochter einer Opernsängerin und eines Schauspielers, angehende Abiturientin, depressiv, Asperger-Syndrom. Greta Thunberg, Klimaaktivistin.
  • Ingvar Kamprad, Tischler und Gemischtwarenhändler aus Schweden. Gründer von IKEA.

Man muss die Menschen nicht mögen. Aber man darf akzeptieren und respektieren, dass sie alle allein angefangen haben. In ihrer Anfangszeit hatte keine der vorgenannten Personen zielgerichtete Unterstützung. Dieter Bohlen hat sich Jobs gesucht, durch die er lernte, wie das Geschäft funktioniert. Mit seinen eigenen Songs ging er jahrelang „Klinken putzen“. Ray Kroc hatte erst in mittlerem Alter die zündende Idee. Er hat sich zeitweise sehr hoch verschuldet. Heino sang zunächst aus Spaß, es war ein Hobby. Stephen King schrieb wenig beachtete Kurzgeschichten. Er hatte als einziger in der Liste seine Frau, die einen weggeworfenen Roman wieder hervor holte und ihn nötigte, diesen zu Ende zu schreiben. Das war „Carrie“, sein erstes Meisterwerk, wie die Welt es heute nennt. Harland D. Sanders hat jahrelang irgendwelche Jobs zum Überleben angenommen. Als Tankstellenbetreiber hat er seinen Kunden gebratene Hähnchen verkauft. Greta Thunberg hat als suspekte schwedische Göre einen Tag pro Woche die Schule verweigert. Die ersten Bilder zeigen sie immer allein. Ihre Eltern haben sie aufgrund ihrer Krankheit (Asperger-Syndrom und Depressionen) fast schon zwangsweise unterstützt.

Besonders Greta Thunberg, die ein Kind unserer Zeit ist, stand und steht immer wieder im Rampenlicht und erntet nicht nur Wohlwollen und Unterstützung, sondern auch Spott und Häme. Was habe ich nicht alles über sie gelesen, was wurde ihr nicht alles vorgeworfen. Oder ihren Eltern. „Die Eltern haben ihr Kind instrumentalisiert“ war zu lesen. So etwas können natürlich Menschen sagen, die es nicht interessiert, wie depressive Menschen oder solche mit Asperger-Syndrom ticken. Ich kenne Menschen mit beiden Krankheiten, allerdings nicht in einer Person. Ich verspreche Dir, Du möchtest solchen Menschen ihre Idee und ihren Willen nicht ausgeredet haben. Nein, das willst Du wirklich nicht.

Alle haben auf ihre Weise sehr viel Energie und Arbeit in „ihr Ding“ gesteckt. Sie haben Misserfolge erlebt, wurden verachtet, bedroht, ausgelacht, es wurden Lügen über sie erzählt, Geschichten, die sie in einem völlig falschen Licht erscheinen ließen. Die Oberflächlichkeit der Boulevard-Zeitungs-Leser wird nur noch von ihrem Neid übertroffen, den sie gegenüber erfolgreichen Menschen hegen.

Planlos

Wenn Du die Liste oben nochmal durchgehst, stellst Du fest, dass es Unterschiede zwischen den Menschen gibt. Einige haben Zeit ihres Lebens immer das gleiche Thema bedient und all ihr Tun auf ein bestimmtes Ziel ausgerichtet. Andere wieder haben erst verschiedene andere Dinge gemacht, bevor sie ihren Durchbruch hatten.

Alle haben vor allem eins getan: sie haben für ihr Ziel unglaubliches geleistet. Sie haben gearbeitet bis zum Umfallen, sie haben Fehlschläge eingesteckt und Widersachern die Stirn geboten. Sie haben ihr bestehendes Geschäftsmodell klein begonnen und nach und nach erweitert. Ja, auch Greta hat das getan, auch wenn man darüber diskutieren darf, ob das ein Geschäftsmodell ist.

Wenn Du heute so um die 20 Jahre alt bist, hast Du den größten Teil Deines Lebens noch vor Dir. Du hast gerade erst die Grundausbildung hinter Dir und Dein Berufsleben fängt erst an. Vielleicht hast Du vor drei, vier Jahren bereits eine Ausbildung gemacht, vielleicht schlägst Du Dich mit Gelegenheitsjobs durch. Mit 20 wissen die wenigsten, wo sie wirklich hinwollen. Meist sind es Einflüsse von Eltern, Lehrern und Freunden, die das nächste Ziel bestimmen. Bei mir war es so: mein Vater starb, als ich neun war. Wir stammen aus einfachen Verhältnissen. Meine Mutter musste in den 1970er Jahren alleinerziehend meine Schwester und mich durchbringen – das war damals nicht so easy-peasy wie heute. Heute bekommst Du an allen Ecken und Enden Unterstützung. In den 1970er Jahren war das Kindergeld noch ein Witz, Sozialhilfe war ein echtes Kampfthema. Man mag heute über Hartz IV schimpfen, aber damals gab es einen nicht einheitlichen Basisbetrag und für jeden Kleinkram durfte man einen neuen Antrag stellen. Seit Anfang der 1970er Jahre durften Frauen erst ohne Erlaubnis des Ehemannes arbeiten oder ein eigenes Konto führen. Zu der Zeit war das mit Sicherheit kein Zuckerschlecken.

Ich weiß nicht, ob meine Mutter damals eine Plan hatte, aber ich weiß, dass sie hart gearbeitet hat. Und am Ende standen ein Haus in Spanien und ein ansehnlicher Betrag auf der Haben-Liste, damit meine Schwester und ich das Haus noch einige Zeit behalten können. „Der hat ein Haus in Spanien!“ Danke fürs Gespräch. Schon mal drüber nachgedacht, was sowas kostet? „Egal, dafür kannst Du kostenlos Urlaub machen“ – Ja, nee, is klar. Für den Jahrespreis, was für das Haus an Versicherungen, Steuern und weiteren Grundkosten anfällt, kann ich auch eine vierwöchige Weltreise machen. Auf einem Schiff. Jedes Jahr. Da ist aber noch kein Liter Wasser auf den Garten oder in den Pool gefallen und eine Lampe hat bis dahin auch noch nicht geleuchtet. Das Haus steht nur ein paar hundert Meter vom Meer entfernt. Salzluft. Riecht gut. Und zerstört Mauerwerk. „Dann vermiete es doch“ – jepp: entweder illegal oder so hoch besteuert, dass der notwendige Preis kaum noch Urlauber anzieht. Als Dauerwohnsitz für Spanier unbezahlbar. „Du kannst auswandern“ – da kommen wir der Sache schon näher. In Deutschland keine Wohnung mehr zu haben und komplett nach Spanien überzusiedeln würde gehen. Allerdings muss irgendwie Geld in die Kasse kommen. In Südspanien als Deutscher mit geringen Sprachkenntnissen Arbeit zu finden, endet maximal in unterbezahlten Tagesjobs. Der Mindestlohn in Spanien liegt 2021 bei 5,76 Euro. So komfortable 9,60 Euro wie in Deutschland gibt es da nicht. „Das Leben da ist doch billiger“ – Denkste! Die Mieten sind billiger, weil die Wohnungen einfacher sind. Oder weil Familien mit Oma und Tante zusammen in 60m² Eigentum wohnen. Lebensmittel auf dem Wochenmarkt sind günstig, das war’s dann aber auch schon. Die finanzielle Absicherung in Deutschland ist wesentlich besser. Also bleibt die Selbständigkeit. In Spanien lokal wirst Du damit nichts, Du bist auf Touristen angewiesen. Ausnahme: Du bist in der Gegend bekannt und beherrschst die Sprache. Das kann Dich weiterbringen.

Warum erzähle ich Dir das?

Oben habe ich von den erfolgreichen Menschen dieser Welt geschrieben und will Dir klarmachen, dass es jeder schaffen kann. Auch alleine. Es gibt aber Stolpersteine, die es zu umschiffen gilt. Wenn Du die Sprache Deiner Umgebung nicht sprichst, wird es sehr schwer. Wenn Du glaubst, dass die Menschen in anderen Länder genauso denken müssen, wie zu Hause, hast Du ein Problem. Extremfall gefällig? In China werden Würmer und Insekten gegessen. Lebend. Das chinesische Restaurant in Deiner Stadt ist auf Mitteleuropäer eingestellt, Chinesen essen dort nicht. In den USA sind Schusswaffen Alltag. Rechts überholen auch. Ein Gesetz in Spanien besagt, dass eine Frau ihr Haus nach dem Tod ihres Mannes nur dann behalten darf, wenn sie fünf Jahre lang beweist, dass sie für die Kosten selbst aufkommen kann. Im Falle, dass das Haus noch abbezahlt werden muss, darf dafür die Rate nicht vermindert werden. Kann die Frau das nicht, fällt das Haus ersatzlos an den Staat.

In anderen Länder ist es zum Teil deutlich schwerer, erfolgreich zu sein. Mal trifft es Frauen, dann wieder Ausländer, Rassismus oder religiöse Ungleichheiten sind immer wieder ein Thema. Gesetze, die Du für völlig normal hältst, weil Du sie von klein auf so kennst, gibt es in anderen Ländern vielleicht nicht. Da ändert auch die EU nicht viel dran. Nur, weil wir hierzulande erreicht haben, dass Frauen gleichgestellt sein sollen (über den wirklichen Zustand brauchen wir hier nicht zu diskutieren) und dass Rassismus bestraft wird, heißt das noch lange nicht, dass der Rest der Welt das auch so sehen muss. Jeder lebt in seiner eigenen Bubble und hält das für richtig, was er kennt. Extreme Vertreter des Islamismus halten es zum Beispiel für völlig richtig und normal, dass Frauen zu Hause am Herd verrotten dürfen und dass man sie auf der Straße vergewaltigen oder einsperren darf. Das ist ein anderes Wertesystem, dem Du mit unserer Logik nicht beikommst.

Wenn Du keinen absolut wasserdichten Plan inklusive Pan B hast, fange auf jeden Fall erst einmal da an, wo Du Dich auskennst. Wo man Deine Sprache spricht. Wo man Deine Witze versteht. Wo Dir das überall erhältliche Essen schmeckt. Wo Menschen so behandelt werden, wie Du Dir das vorstellst.

Vielleicht kennst Du diese TV-Sendungen über Auswanderer, „Goodbye Deutschland“ oder ähnliche. Vor einigen Jahren waren die recht populär. Zumindest in meinem Fokus. Es wurde über Menschen berichtet, die Deutschland den Rücken kehren wollten. Einige haben Haus und Hof verkauft und brauchten sich um Geld zumindest für zwei, drei Jahre keine Sorgen zu machen. Andere wollten sich mit vielleicht 50.000 Euro selbständig machen. Wieder andere dachten, der sozialen Armut in Deutschland entgehen zu können. Ein junges Paar ging mal eben nach Portugal. Ohne Sprachkenntnisse. Er verlor seinen Ausweis. Keine gute Idee. Eine alleinerziehende Mutter von drei Kindern, die von Sozialhilfe lebten, gingen ebenfalls ohne Sprachkenntnisse nach Portugal. Sie kamen nach einem halben Jahr zurück, ärmer als vorher. Eine Familie ging nach Spanien und bildete sich ein, mit Urlaubssprachkenntnissen eine Imbissbude in einem Industriegebiet zu eröffnen. Pleite nach nur drei Monaten. Viele Beispiele von Menschen, die es mit irgendeinem Laden auf Mallorca oder Gran Canaria versuchten. Die Locals interessierten sich nicht für die Läden und wenn Du keinen finanziell langen Atem hast, geht es Dir wie vielen anderen: ab nach Hause. Ein positives Beispiel war ein Paar, das es in Griechenland versucht hat. Die beiden mieteten sich ein Gebäude, in dem sie ein Hotel betreiben wollten. Sie kannten aber bereits Menschen vor Ort, hatten einiges an finanziellem Rückhalt und gute Ideen. Der eine kannte sich in Betriebswirtschaft aus, der andere war der kreative Part. Ja, zweimal der. Die beiden haben es immerhin geschafft, bis einer der beiden ernsthaft krank wurde. Sie hatten von vornherein einen Plan, wie sie das aufziehen und vermarkten wollten. Die Wirtschaft in Griechenland am Boden, zu wenig Geld, um dauerhaft jemanden für die Arbeit zu bezahlen… ok, das kann Dir hier auch passieren, Corona hat es uns deutlich gezeigt: wer einfach vor sich hin arbeitet, scheitert bei der nächsten oder übernächsten Schwierigkeit, weil er nicht außerhalb der Box denkt, seinen Tellerrand nicht überblickt.

Ein anderes Beispiel aus Griechenland: ein Ehepaar mit einer etwa zwölfjährigen Tochter nistet sich bei griechischen Vermietern ein. Der 16-jährige Sohn ist gleich mal in Deutschland geblieben. Das Auto gehörte der Mutter der Frau, die auch gleich noch Steuern und Versicherung bezahlte und monatlich etwas Geld zum Leben überwies. Die beiden hatten Vorstellungen von einer tollen Welt mit viel Geld und Luxus. Dummerweise sind auch die Griechen nicht auf den Kopf gefallen und warten vor allem nicht auf Menschen, die es zu Hause nicht auf die Kette kriegen und dann im Ausland irgendwas billig abstauben wollen, um dann den Krösus heraushängen zu lassen. Am Ende standen sie sogar ohne Wohnung da, weil ihnen niemand mehr was vermieten wollte. Das in Griechenland zu schaffen, kann man auch als Kunst bezeichnen.

Das Navi für Deinen Erfolg

„Ich will ja gar keinen Erfolg, ich will nur bescheiden leben“, „Warum muss es immer Erfolg sein? Lass mich in Ruhe mit Erfolg!“, „Ich biete mein Produkt an, die Leute werden es schon kaufen.“

„Missversteh mich nicht falsch“, wie Johann König gelegentlich zu sagen pflegt, aber sei Dir einer Sache bewusst: Wenn Du hier ein Idiot bist, bist Du auch im Land Deiner Träume ein Idiot. Versager. Looser. Depp. Tölpel. Was auch immer. „Wenn ich erst in diese Hose hineinpasse, dann nehme ich ab!“ – na klasse, der nächste bitte!

Wenn Du das wasserlose Eis erfinden, Strom aus Brennnesseln erzeugen oder Kleider ohne Stoff kreieren willst, ist es völlig egal, wo Du bist. Du wirst es schaffen oder nicht. In einer fremden Umgebung ist es allerdings deutlich schwieriger, weil Du für jede kleine Unwägbarkeit Hilfe brauchst, die Du zu Hause vielleicht beim Nachbarn bekommst, in der Fremde aber erst einmal finden und dann vielleicht teuer bezahlen musst.

Ich will Dir auf keinen Fall ausreden, Dein Ding zu machen. Im Gegenteil, ich will Dir gerne dabei helfen. Allerdings musste auch ich lernen, dass es unglaublich viele erkenntnisresistente Menschen gibt. Oder lernresistente. Sei keiner von denen. Habe ein Ziel und verfolge das. Brich das große Ziel in kleine Schritte auseinander und gehe Schritt für Schritt. Wenn Du dazu in ein Land gehen willst, dessen Sprache Du nicht mächtig bist, ist einer der Schritte, die Sprache zu lernen. Das kostet Zeit und Geld. Beides solltest Du haben. Sowas ist ein Plan und den solltest Du haben. Du kannst von Deinem Plan abweichen, neue Erkenntnisse bringen neue Erfordernisse und mit dem Kopf durch die Wand ist nicht immer die beste Idee.

Es gibt natürlich Menschen, die erdenken sich ein Geschäftsmodell, das zumindest in weiten Teilen ortsunabhängig funktioniert. Solange das Deine Kunden auch so sehen, ist alles im grünen Bereich. Zum Beispiel die administrative Betreuung einer Webseite. Dazu brauchst Du nur einen Internetzugang. Primär zumindest. Wenn Du natürlich zu den Geschäftszeiten Deiner Kunden schläfst, weil Du auf der anderen Seite der Welt lebst, sorgt das für Schlafstörungen. Deine Kunden werden das nicht wollen, also hast Du die Störungen. Du schreibst E-Books und verkaufst diese? Dann hast Du das zuhause sicher schon unter Beweis gestellt. Erst damit anzufangen, wenn Dein Geld in zwei Monaten zu Ende sein wird, ist keine gute Idee.

Ziele – muss das sein?

Nenne es, wie Du willst. Wenn Du nach Hamburg willst, ist Hamburg Dein Ziel. Wenn Du Millionär werden willst, ist ein Millionenbetrag auf dem Konto Dein Ziel. Wenn Du erfolgreicher E-Book-Autor werden willst, dann ist eben das Dein Ziel. Es geht mir nicht darum, dass Du Dir ein Ziel erfinden sollst, sondern darum, was Du als Ziel definierst.

Angenommen, Du willst in ein Land, in dem Du keine Steuern zahlen musst. Oder in dem jeden Tag die Sonne scheint. Oder Du willst der Menschheit eine noch nie dagewesene Erfindung präsentieren. Du wirst da schon eine grundlegende Vorstellung von haben. Bleiben wir mal bei dem Beispiel Hamburg und gehen wir davon aus, dass Du jetzt gerade in Dresden bist. In der Schule hast Du gelernt, dass Hamburg irgendwo oben links von Dir sein muss. Eigentlich hast Du von Hamburg ja keine Ahnung. Den Fischmarkt gibt es da und Arbeit mit gutem Verdienst, das hast Du gehört. Du kannst Dich jetzt in Dein Auto setzen, das Navi anwerfen und Als Ziel Hamburg eingeben. Das Navi wird Dich irgendwohin mitten in Hamburg lotsen. Oder Du gehst zum Bahnhof und steigst in einen Zug nach Hamburg. Dann landest Du am Bahnhof. Und dann? War das Dein Ziel?

Nein, Dein Ziel ist es vielleicht, einen gut bezahlten Job in Hamburg zu finden. Wenn Du einfach drauflos fährst, hast Du eine Kleinigkeit übersehen: in welchen Bereichen wird denn eigentlich so gut bezahlt? Was kannst Du, wofür man Dir viel Geld gibt? Und dann: wann kannst Du anfangen? Wartet man nur auf Dich oder musst Du einige Firmen abklappern, bevor Du eine Chance bekommst? In der Zwischenzeit: ist Dir klar, dass die Mieten in Hamburg dem Verdienst angepasst sind? So ein Quadratmeter kostet mal wesentlich mehr als in Dresden. Und das sogar schon bevor Du mit der Arbeit anfängst. Hast Du die finanzielle Luft, zwei, drei Monate die Mieten von Hamburg zu bezahlen, bevor das erste Geld eingeht? Kannst Du in der Nähe eines Supermarktes wohnen? Oder musst Du Dich jeden Tag durch einen Stau quälen? Ist Dir klar, dass Dein Dialekt Dich sofort als non-local entlarvt und dass es in Hamburg so eine Art Lokalpatriotismus gibt?

Im Ausland warten die gleichen Probleme auf Dich. Je nachdem, wo Du hingehst, noch einige mehr. Du kennst die Gesetze nicht, lokale Besonderheiten sind Dir unbekannt, die Sprache verstehst Du zwar, aber die „Untertöne“, das „zwischen den Zeilen“ kommt bei Dir nicht an.

Dein Ziel ist also Hamburg und Dein Ausgangsort ist Dresden. Jetzt machen wir das Ganze mal mit Ziel und Planung: Du willst in Hamburg viel Geld verdienen und ein deutlich besseres Leben führen als bisher. Welche Art Arbeit musst Du dafür leisten? Sagen wir mal: irgendwas mit IT, da kann man was verdienen. IT kannst Du. Du reparierst immer die Rechner Deiner Familie und in der Firma bist Du für das Backup der Daten zuständig. Außerdem kriegst Du jeden Internetzugang wieder in Gang. Die Anforderung in Hamburg für einen guten Verdienst lautet aber: Systemadministrator, gute Kenntnisse in Windows-Domänen, Exchange, virtuelle Umgebungen, DATEV. Windows kennst Du, Exchange ist ein Mailserver, Google wird Dir helfen und virtuelle Umgebung, also sowas wie Cloud, das geht schon. DATEV ist nur ein Programm wie alle anderen auch. Ich sage Dir, woran Du scheitern wirst: Du sollst die DATEV-Umgebung auf einen neuen Server umziehen. Das bricht Dir das Genick. Oder die bisher nicht erwähnte Telefonanlage auf einem Linux-System. Das VPN zur Außenstelle, das plötzlich eine Sicherheitslücke hat. Wisse, was Du tust!

Angenommen, Du kannst den Job. Bewirb Dich von zu Hause aus. Erst mit der Zusage setze Dich ins Auto oder den Zug. Suche Dir vorher eine Wohnung, vielleicht für ein paar Wochen erst etwas über AirBnB. Und dann geh nach Hamburg und verdiene viel Geld.

Genauso ist es im Ausland. Nur weil Du Dich hier an allen Ecken und Enden behindert siehst, wird das anderswo nicht besser. Brate jedem Kunden ein Hähnchen. Tag für Tag. Und dann eröffne ein Restaurant. Sitze jeden Tag an einer prominenten Stelle und mache auf etwas aufmerksam. Jeden Tag. Bei Wind, Wetter, Sonne, Regen, Schnee. Finde auf diesem Weg Unterstützer für Deine Botschaft. Achte auf Missstände und erarbeite eine Lösung dafür. Die verkaufe in ihrer kleinsten Ausführung billig selbst. Jeden Tag aufs Neue. Wenn Du den ganzen Tag damit zu tun hast, suche Dir Mitstreiter. Dann kümmere Dich um die Weiterentwicklung Deiner Lösung. Wenn Du E-Books schreiben oder einen erfolgreichen Blog aufsetzen willst, hast Du hoffentlich bereits damit angefangen. Und mache das jeden Tag. Oder mache Dir einen Plan, weil es nur vier Tage pro Woche sein soll. Das schmälert natürlich das Ergebnis und Du brauchst länger bis zum Ziel. Bedenke das.

Anfangs wirst Du viel selbst machen müssen. Du bist Ingenieur, Entwickler, Techniker, Mechaniker, Elektriker, Programmierer, Datenschützer, IT-Admin, Verkäufer, Marketer, Kritiker, Versuchskaninchen, Kommunikator, Geschäftsführer, Buchhalter, Finanzvorstand, Personalchef, Teamleiter, Prozessdesigner, Steuerfachmann, Seelsorger, Visionär, Ansprechpartner und noch vieles mehr. Alles in einer Person. Später wirst Du viele Dinge davon delegieren, aber zu Anfang kostet das einfach zu viel Geld. Wenn Du das Geld dazu hast und einzusetzen bereit bist, kannst Du das natürlich tun. Damit wird vieles schneller gehen und besser werden. Aber das ist bei weitem nicht der Regelfall.

Jetzt stell Dir vor, Du willst einige Aufgaben abgeben. Du hast zwei, drei Leute angestellt und musst die Aufgaben verteilen. Wenn Du jetzt kein Ziel nennen kannst, wirst Du nur Mitarbeiter anziehen, denen Du jeden Schritt erklären musst. Das bindet Dich viel zu sehr ein, als dass es Dir Vorteile bringen würde. Du willst von Dresden nach Hamburg, hast das nötige Kleingeld für die erste Zeit und willst nicht alles selbst machen. Also sagst Du einem Mitarbeiter, dass Du in Hamburg arbeiten willst. Dazu brauchst Du dort eine Arbeit. Beauftrage am besten einen Headhunter, der wird Dir Vorschläge machen. Wenn Du Deinen Einsatzort kennst, beauftragst Du einen Makler, Dir eine Wohnung zu suchen. Wenn Du die hast, rufst Du ein Taxi und lässt Dich dorthin bringen. Eins nach dem anderen. In sinnvoller Reihenfolge.

Jetzt können Deine Freunde gerne lästern, dass Du in Hamburg nie einen gutbezahlten Job finden wirst. Brauchst Du auch gar nicht, das macht jemand anderes für Dich. Und Du gehst nach Hamburg und lässt Deine Freunde staunend zurück. Anfangs werden Deine Freunde über die Idee gelächelt haben. „Ach, Du immer und Deine Ideen!“ Dann werden sie versuchen, Dich davon abzuhalten. Sie wollen „einen von uns“ nicht verlieren. Sie wollen nur Dein Bestes und in ihrer Welt bleibt man da, wo man herkommt. Sie wollen Dich beschützen, mehr nicht. Aber Du gehst jetzt nach Hamburg. Dort findest Du neue Freunde. Einer von denen will vielleicht nach New York. Zuerst werdet Ihr über ihn lachen. Und eines Tages geht er. Wenn er ein Ziel hat und einen Plan.

Plansalat

Wenn Du nach Hamburg willst, vielleicht aber auch nach Berlin und wenn Du außerdem im Interessenverein für Deinen lokalen Dialekt bist, wenn Du im Sportverein auf dem aufsteigenden Ast bist und das weiterbetreiben willst, wenn Du gleichzeitig E-Books schreiben und einen Podcast starten willst, wenn Du täglich mit Deinem Hund zwei Stunden in der Natur verbringst und Du außerdem gerne täglich eine exotische Speise kochen willst, wirst Du Dich verzetteln. Irgendwann reichen Zeit und Konzentration nicht mehr für alles. Du wirst Dich entscheiden müssen. Einige Dinge werden von Deiner Liste verschwinden müssen. Auch das gehört mit zum Plan. Warte nicht, bis es sich von selbst ergibt, denn sonst verbrauchst Du für die weniger wichtigen Dinge zu viel Energie.

Das Eingemachte

Jetzt geht es ans Eingemachte, an die Substanz. Jetzt geht es daran, was Du bereits hast oder kannst. Daraus baust Du einen solchen Plan, Dein Ziel. Du bestimmst einen Teil Deines Weges. Wenn Du nicht zu 100% sattelfest in allen Bereichen bist, informiere Dich über die fehlenden Dinge. Um das tun zu können, musst Du die richtigen Fragen stellen. Das finde ich persönlich mit am schwierigsten: die richtigen Fragen. Wie soll ich die richtigen Fragen stellen, wenn ich nicht weiß, worum es geht?

Dazu ein Beispiel: Du trainierst die Fußballmannschaft Deiner Stadt. Hier und da hat mal ein guter Spieler zu einer anderen Mannschaft in die Kreisliga gewechselt. So weit seid Ihr aber noch nicht. Ihr schaut Euch die großen Mannschaften an, wie die spielen und vor allem, wie die trainieren. Geld, um gute Spieler einzukaufen, habt Ihr nicht. Aber eine Menge Spieler mit gewissen Talenten und viel Spaß an der Sache. Dein Ziel ist es nun, mit dieser Mannschaft wenigstens mal in die dritte Liga aufzusteigen. Was sind jetzt die richtigen Fragen, die Du stellen musst?

Natürlich kennst Du alle Spieler persönlich, Ihr seid zum Teil Sandkastenfreunde oder Du bist der Vater eines Mitspielers und kennst seine Freunde. Vielleicht ist es auch eine Firmen- oder Stammtischmannschaft. Aber die dritte Liga reizt. Die meisten arbeiten und spielen nur nebenher am Wochenende und trainieren noch zweimal die Woche abends. Der Manni hat schon immer im Tor gestanden und Jonas ist der Angreifer schlechthin. Basti kann kleine Kunststückchen und trickst die Gegner aus. Wolle ist der schnellste und Glatze hat Ausdauer ohne Ende. Die beiden pesen also ständig über den ganzen Platz. Alle haben einen Platz im Team inne, der ihnen gut zu Gesicht steht, sie spielen die Position, die sie schon immer spielen.

Was ist also die richtige Frage, die Du stellen musst, um mit der Mannschaft weiterzukommen?

Was ist es in sich selbst?

Üblicherweise würdest Du jetzt nach einem besseren Trainingsplan fragen oder ob man den Mehmed von der Ersatzbank mal als links-außen spielen lassen sollte. Du würdest einen dritten Trainingstag pro Woche vorschlagen oder eine gesündere Ernährung. Du würdest Nikotin verbieten und Alkohol reduzieren. Du würdest all die Dinge tun, mit denen andere auch schon erfolgreich waren. Du würdest also versuchen, einen Plan zu kopieren, den Du gar nicht in vollem Umfang kennst.

Wenn Dir das bewusst wird, weißt Du, dass alle Fragen und Aussagen, die bisher getroffen wurden, Quatsch sind. Jedenfalls für den Weg in die dritte Liga. Was ist also die richtige Frage?

Die richtige Frage ist nicht eine einzige, sondern eine Serie von Fragen. Zuerst musst Du klären, was Du eigentlich willst. „In die dritte Liga“ klingt jetzt plausibel, ist es aber nicht. In dem Film „Das Schweigen der Lämmer“ aus 1991 fragt der von Anthony Hopkins gespielte Psychiater Hannibal Lecter: „Was ist es in sich selbst?“

Auf dem Weg zur richtigen Frage musst Du diese Frage immer wieder stellen: „Was ist es in sich selbst?“ Du willst mit Deinem Fußballteam in die dritte Liga aufsteigen. Was aber ist der Kern, was ist die Frage, die Du zuerst beantworten musst, was ist es in sich selbst?

Eigentlich gar nicht so schwer: wie viele Punkte müsst Ihr erreichen, um besser zu sein, als die schlechteste Mannschaft der dritten Liga? Wie viele Tore müsst Ihr schießen? Wie viele Gegentore dürft ihr kassieren?

Wenn das geklärt ist, wenn Du also weißt, was die Anforderung ist, kommen die nächsten Fragen dran: wie schafft Ihr es, genügend Tore zu schießen und wie verhindert Ihr zu viele Gegentore?

Wenn Du weißt, wie viele Tore Ihr schießen müsst, fragst Du also, wie Ihr das hinbekommt. Was ist denn dazu nötig? Dazu braucht es einen Spieler, der möglichst treffsicher ist. Er muss aus verschiedenen Entfernungen sicher das Netz von innen treffen und das möglichst auch von sehr weit links oder rechts, frontal, aus vollem Lauf oder irgendwie seitlich. Jetzt hast Du die erste Aufgabe: finde heraus, wer am besten trifft. Beziehe auch den Torwart mit ein. Wenn der treffsicherste Fuß in Bewegung an Deinem Torwart hängt, dann schießt der demnächst die Tore. Eins nach dem anderen. Auf seine neue Position als Stürmer bereitest Du ihn durch entsprechendes Training vor, er wird was neues lernen müssen. So machst Du es mit allen Positionen, bis die vorläufige Idealbesetzung steht.

Irgendwann testest Du natürlich auch den besten Torwart. Wenn der bisherige Torwart gar nicht der beste ist, ist die Sache klar. Wenn der bisherige Torwart das Spiel so nicht mitmachen will, stelle ihn frei. Schmeiß ihn raus, wenn er Dich Geld kostet. Entweder zieht er mit oder er behindert Dich nicht. Keine Diskussionen. Ja, das ist hart, vor allem, wenn Freunde miteinander spielen. Wenn das Ziel aber die dritte Liga ist und ein zweitklassiger Torwart sein wahres Talent nicht einsetzen will, was willst Du dann mit dem? Wie willst Du dann Spiele gewinnen?

Nehmen wir an, der neue Stürmer ist weiterhin gleichzeitig der beste Torwart. Jetzt hast Du Optionen. Du kannst mit geschickter Taktik den Gegner so verwirren, dass der nicht weiß, wie ihm geschieht. Wenn Du am Ende eine Mannschaft hast, in der jeder das macht, was er am besten kann und nicht das, was er immer schon gemacht hat, dann hast Du eine Chance auf die dritte Liga.

Umdenken. Es geht darum, Dinge anders zu machen, denn wenn Du gegen eine Wand rennst und davon abprallst, ist es doch reichlich unsinnig, erneut dagegen zu rennen und anzunehmen, dass Du diesmal durchläufst. Etwas zu wiederholen, das nicht funktioniert und zu hoffen, dass es beim nächsten Mal funktioniert, ist spätestens dann Unsinn, wenn es technische Schranken gibt. Vielleicht ist der treffsicherste Fußballer im Lauf eine Niete beim Elfmeter. Wer sagt Dir aber, dass der Locke, Euer Maskottchen, der das rechte Bein immer etwas nachzieht, nicht die Wucht in Tüten beim Elfmeter ist? Wer mehr Treffer landet, gewinnt. Teste das!

Du hast einen Plan. Du willst mit Deiner Mannschaft in die dritte Liga und Du setzt die Spieler jetzt so ein, dass ihre beste Leistung da abgeben können, wo sie gebraucht wird. Vielleicht musst Du jetzt noch an Kleinigkeiten feilen, aber so kann es gelingen. Die richtige Frage, die Du gestellt hast, ist die nach dem, was getan werden muss, nicht nach dem, was erreicht werden soll. Frage vom Ziel ausgehend rückwärts jeden einzelnen Schritt ab und wie Du ihn erreichst. Das Wie beantworte zuerst immer möglichst technisch und nüchtern. Setze die Ressourcen dort ein, wo sie nachweislich den besten Effekt, den höchsten Gewinn einbringen, nicht wo es gerade flauschig und warm ist.

Und jetzt fang an. Leg einfach los. Versuche gar nicht erst, perfekt zu sein. Scheitere. Scheitere öfter. Scheitere schneller. Und lerne aus jedem Fehlschlag, wie man es nicht macht. Es kommt der Tag, an dem Du die Version hast, die funktioniert.

Ich entwickle gerade ein Angebot, Dir dabei zu helfen, die richtigen Fragen schneller zu finden. Du wirst es hier finden, wenn es soweit ist.

Stay tuned!

Jörg